„Kritisches Naturrecht“ für die Moraltheologie? Zur Moralphilosophie Robert Deinhammers

Abstract

Trotz seit Jahren lebhaft geführter internationaler Debatten gilt das naturrechtliche Denken im deutschen Sprachraum vielen als ideologieverdächtig und obsolet. Robert Deinhammers Vorschlag eines „kritischen Naturrechts“ erscheint vor diesem Hintergrund interessant: Er erschließt die internationale Debatte zum Naturrecht und rückt zugleich den Gedanken der Kritik und des Fallibilismus in die Mitte eines innovativen naturrechtlichen Ansatzes. Der vorliegende Beitrag skizziert und diskutiert die Grundzüge von Deinhammers Moralphilosophie. Eine positive Bewertung erfährt die Idee eines „fallibilistischen Essentialismus“. Deinhammers normatives Kernprinzip der „Nicht-Kontraproduktivität“ wird kritisch hinterfragt. Das „kritische Naturrecht“ stellt letztlich eine Mischform aus Konsequentialismus und Naturrecht dar, die zugunsten einer genuinen Naturrechtslehre aufgegeben werden sollte. Der Moraltheologie wird die Diskussion über „kritische“ Varianten des Naturrechts sehr empfohlen.